In Erinnerung an einen rassistischen Mord vor 14 Jahren
Kundgebung “Gegen die Verharmlosung rechten Terrors“
Mittwoch, 10. August 2016, 18:30 Uhr
Ravanusaplatz, Sulzbach
In der Nacht vom 9. auf den 10. August 2002 wurde Ahmed Şarlak in Sulzbach ermordet. Dem Mord ging ein Streit mit den stadtbekannten Nazis Carlos Neu und Paul Fischer voraus, in dessen Verlauf Carlos Neu ein Messer zog und fünfmal auf Ahmed einstach. Der Verletzte schleppte sich noch zu einer Polizeistreife, welche Erste Hilfe leistete und den Notarzt verständigte. Neun Stunden später erlag der 19-jährige Ahmed im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.
Die beiden Täter waren bereits zuvor durch rassistische Übergriffe in Erscheinung getreten. Als Reaktion auf den Mord fanden zwei Demonstrationen statt, an denen insgesamt über 3000 Menschen teilnahmen. In Folge der Ermittlungen und eines Prozesses wurde Carlos Neu später zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Bezeichnend in diesem Zusammenhang ist, dass die Staatsanwaltschaft von Anfang an versuchte die Tat zu entpolitisieren und den rassistisch motivierten Mord zu einer unpolitischen Kirmesschlägerei unter Jugendlichen umzudeuten.
Eine weitere Auseinandersetzung mit dem Mord und des als Nazihochburg bekannten Sulzbachtals fand im Anschluss an den Prozess nicht statt. Vielmehr wurde seitens der Öffentlichkeit eine „Vergessenskultur“ gepflegt, die bis heute anhält. Nichts und niemand erinnert an den jungen Mann, der vor 14 Jahren wegen des Rassismus der Täter sterben musste. Der Mord an Ahmed Şarlak, wie auch der öffentliche Umgang mit diesem, reiht sich somit unmittelbar in die zahlreichen Morde, Anschläge und rassistischen Übergriffe seit der deutschen Wiedervereinigung ein. In diesem Zeitraum wurden nach offiziellen Angaben nahezu 200 Menschen von Nazis ermordet. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Auch der rassistisch motivierte Mord an Ahmed findet bis heute keine Berücksichtigung in der Statistik der Bundesregierung.
Ahmed war jedoch nicht das erste Todesopfer im Saarland. Bereits am 19. September 1991 wurde Samuel Kofi Yeboah durch einen rassistischen Brandanschlag in Saarlouis ermordet. Dieser Mord jährt sich dieses Jahr zum 25. Mal. Wer jedoch glaubt, in Saarlouis würde dem Opfer ein angemessenes Gedenken zukommen, der liegt falsch. Seit Jahren bleibt es Antifaschist_innen überlassen, dem Toten zu gedenken, während die Stadt nicht nur schweigt, sondern gegen diejenigen mit Strafanzeigen vorgeht, die auf den Mord aufmerksam machen wollen. Ein angemessenes Gedenken wird somit von offizieller Seite bis heute auf unterschiedliche Weise diffamiert und sabotiert.
Doch gilt es nicht nur der Toten zu gedenken, sondern auch dem immer noch vorherrschenden Rassismus entgegen zu treten. Dieser offenbart sich im Zuge der sogenannten Flüchtlingskrise wieder in all seinen hässlichen Facetten. Täglich finden tätliche und verbale Übergriffe, aber auch Brandanschläge auf Migrannt_innen statt. Auch das Saarland bildet dabei keine Ausnahme. Regelmäßig finden rechte Kundgebungen und Demonstrationen statt, im Rahmen derer Nazis, wie zum Beispiel die der NPD nahestehenden Sagesa („Saarländer gegen Salafisten“), ihre menschenverachtende Ideologie in die Öffentlichkeit tragen. Eine solche Kundgebung wurde unter anderem auch am 2. März 2015 in Sulzbach durchgeführt.
Die öffentliche Hetze führt auch im Saarland zu einem rassistisch aufgeheizten Klima, wie unter anderem ein Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Bliesdahlheim am 9. September 2015 zeigt. Dieser rassistischen Hetze gilt es entschlossen entgegen zu treten, um Übergriffe und Morde, wie an Ahmed und Samuel, zu verhindern.
Sowohl der 25. Todestag Samuel Yeboahs, als auch der 14. Todestag Ahmed Şarlaks, sind deshalb Anlass unserer Kampagne „Hass hat Konsequenzen“. Im Zuge dieser fordern wir mit Nachdruck ein würdiges Gedenken an alle Opfer rassistischer Gewalt.
Schluss mit der Verharmlosung rechten Terrors!
Für ein würdiges Gedenken an die Opfer des rechten Terrors!
Organisiert den antifaschistischen Selbstschutz!