Vortrag und Diskussion mit Erich Später
Mittwoch, 8.September 2010, 20 Uhr
N.N., Nauwieser Straße 19, Saarbrücken
Am 5. August 2010 inszenierte der „Bund der Vertriebenen“ (BdV) mit hoher Politprominenz und entsprechender Medienaufmerksamkeit einen Festakt im Stuttgarter Neuen Schloss. Gefeiert wurden „60 Jahre Charta der Heimatvertriebenen“, die 1950 in Stuttgart verkündet wurde.
Anlässlich dieses fragwürdigen Jubiläums informiert Erich Später, der 2005 mit dem Band „Kein Frieden mit Tschechien – Die Sudeten-deutschen und ihre Landsmannschaft“ eine umfangreiche Studie über die dominante Gruppe innerhalb der „Vertriebenen“ vorgelegt hat, über Geschichte und Personal des BdV. Gegründet von aktiven Nazis, die am Holocaust und den Verbrechen gegen Tschechen, Polen und viele andere Osteuropäer beteiligt waren, förderte der „Bund der Vertriebenen“ nach Kräften die Reintegration der NS-Eliten in die Nachkriegsgesellschaft und ihre alten Positionen. Auch heute noch hat er eine offene Flanke zur extremen Rechten und seine Vorsitzende Erika Steinbach (MdB, CDU) macht immer wieder mit aggressiven Auftritten gegen Polen von sich reden.
Die Politik der deutschen ‘Vertriebenen’ zielt dabei auf eine Umdeutung der historischen Fakten. Die deutschen Minderheiten aus den osteuropäischen Ländern werden, ungeachtet ihrer aktiven Teilnahme an Vernichtungskrieg und Holocaust, zu unschuldigen Opfern tschechischer, polnischer und russischer Grausamkeiten gemacht. Nicht zuletzt mit dem geplanten „Zentrum gegen Vertreibungen“ in Berlin sollen die Grenzen zwischen Opfern und Tätern unkenntlich gemacht werden.
Erich Später wird die Gründungsmythen der „Vertriebenen“, ihre personelle Verstrickung in Holocaust und Vernichtungskrieg, und ihre revisionistische Politik in der Nachkriegsbundesrepublik analysieren und ihre aktuellen Ziele in der bundesdeutschen Politik beleuchten.
Erich Später ist Historiker und schreibt für die Hamburger Zeitschrift konkret. Er veröffentlichte zahlreiche Artikel und Aufsätze zur Geschichte der deutschen Minderheiten, des BdV und seiner Landsmannschaften sowie die beiden Bücher „Kein Frieden mit Tschechien” und „Villa Waigner. Hanns Martin Schleyer und die deutsche Vernichtungselite in Prag 1939–45”.
Eine Veranstaltung von Antifa Saar / Projekt AK und CriThink! e.V.