Nachdem die Stadt Saarlouis sich seit 25 Jahren weigert, des durch einen rassistischen Anschlag ermordeten Samuel Yeboah zu gedenken, hat die Antifa Saar / Projekt AK seit dem 28.04.2016 unter der Adresse www.samuel-yeboah.de einen virtuellen Gedenkstein eingerichtet, der zum einen ein würdevolles Andenken an Samuel Yeboah darstellen soll und zum anderen Interessierten Informationen zum Mord anbieten möchte.
Am 19. September 2016 jährt sich zum 25. Mal der Todestag von Samuel Kofi Yeboah. Der politische Flüchtling aus Ghana wurde 1991 durch einen rassistischen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Saarlouis-Fraulautern ermordet. Die Täter wurden nie ermittelt.
Bis heute erkennt die Stadt Saarlouis Yeboah nicht als Opfer rechter Gewalt an und lässt es nicht zu, dass an einem zentralen Platz in der Stadt an ihn erinnert wird. Die Stadt geht sogar aktiv gegen ein Gedenken vor: Eine während einer Demonstration anlässlich des 10. Todestages 2001 angebrachte Gedenktafel wurde auf direkte Veranlassung des Oberbürgermeisters Hans-Joachim Fontaine (CDU) entfernt.
Dieses Vorgehen ist nur ein Beispiel für verfehlte Erinnerungspolitik im Saarland. In Saarbrücken und Völklingen (Luisenthal) erinnert die „Straße des 13. Januar“ an das Bekenntnis der Saarländer zu Hitlerdeutschland durch die Saarabstimmung von 1935. In Völklingen war bis 2013 ein ganzer Stadtteil nach dem Nazi und verurteilten Kriegsverbrecher Hermann Röchling benannt, bis nach jahrelangen kommunalpolitischen Diskussionen der ehemals als Bouser Höhe bezeichnete Stadtteil in Röchling-Höhe umbenannt wurde. Und Anfang dieses Jahres sollte sogar eine neue Erinnerungsstätte in Riegelsberg entstehen um den gefallenen Wehrmachts- und SS-Soldaten der Gemeinde zu gedenken.
Vor diesem Hintergrund erscheint es umso skandalöser, dass bis heute kein angemessenes Gedenken an Samuel Yeboah seitens der Stadt Saarlouis angestoßen wurde. Für die Entwicklung einer demokratischen und aufgeklärten Erinnerungskultur ist es nach dem Verständnis der Antifa Saar / Projekt AK unerlässlich, an die Verbrechen von Nazis und Rassisten zu erinnern, damit sich diese nicht wiederholen.
Die Antifa Saar / Projekt AK möchte mit diesem virtuellen Gedenkstein nicht nur die Erinnerung an Samuel Yeboah und die Hintergründe seiner Ermordung wach halten sondern auch ihre Forderung bekräftigen, ihm und anderer Opfer rechter Gewalt endlich öffentlich und würdig in Saarlouis und anderswo zu gedenken. Die Einrichtung des virtuellen Gedenkstein ist Teil der Kampagne „Hass hat Konsequenzen“.
Wer auf das Schicksal von Samuel Yeboah aufmerksam machen will, darf gerne auf diesen virtuellen Gedenkstein hinweisen.
Weitere Informationen:
— Virtueller Gedenkstein: http://samuel-yeboah.de/
— Kampagnenseite der Antifa Saar / Projekt AK: https://antifa-saar.org/hass-hat-konsequenzen/
— Pressemitteilung als .pdf