Die Antifa Saar / Projekt Ak hat im Rahmen der Kampagne „Hass hat Konsequenzen“ einen Kurzfilm veröffentlicht, der an das Schicksal von Samuel Yeboah erinnert. Yeboah wurde am 19.09.1991 bei einem rassistischen Brandanschlag in Saarlouis ermordet. Bis heute weigert sich die Stadt Saarlouis den rassistischen Charakter des Mordes anzuerkennen. Aus diesem Grund wird am 24. September um 14:00 eine Demonstration in Saarlouis (Hauptbahnhof) stattfinden.
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Oberbürgermeister in Saarlouis kommen und gehen. — Die Erinnerung an Samuel Yeboah bleibt! — Plakatenthüllung in Saarlouis
Am Donnerstag, dem 1. September 1991 führten mehrere Aktivist_innen der Kampagne HASSHATKONSEQUENZEN eine Aktion in Saarlouis durch. Direkt vor dem Rathaus wurde eine Plakat enthüllt, dass an den rassistischen Mord an Samuel Yeboah vor nunmehr 25 Jahren erinnert. Bis heute verweigern sich die verschiedenen Oberbürgermeister einem Gedenken an zentraler Stelle und bestreiten den rassistischen Hintergrund der Tat.
Oberbürgermeister in Saarlouis kommen und gehen. -
Die Erinnerung an Samuel Yeboah bleibt!
Aufruf zur Demonstration: Samstag, 24.09 in Saarlouis, 14.00 Uhr, Hauptbahnhof
Update 24.09.2016:
Anreise von Saarbrücken nach Saarlouis: Zugtreffpunkt um 13.10 Uhr vor dem HBF Saarbrücken. Bitte seid pünktlich!
Zum 25. Jahrestag des Mordes an Samuel Yeboah
Wir schreiben das Jahr 2016, überall in Deutschland brennen Flüchtlingsheime. Häufig werden Parallelen zu den frühen 90er Jahren gezogen, als Orte wie Rostock-Lichtenhagen und Mölln traurige Schlagzeilen machten. Auch das Saarland kennt diese Geschichten: 1991 kam Samuel Kofi Yeboah, geflüchtet aus Ghana, bei einem rassistischen Brandanschlag auf seine Unterkunft in Saarlouis ums Leben. Am 19. September 2016 jährt sich sein Todestag zum 25. Mal.
In den vergangenen Monaten haben wir mit unserer Kampagne „Hass hat Konsequenzen“ auf verschiedene Akte rechten Terrors im Saarland hingewiesen. Wir nehmen den Jahrestag dieses schrecklichen Ereignisses zum Anlass, unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Deshalb rufen wir für den 24.09.2016 zu einer Demonstration in Saarlouis auf.
Wenn wir Taten wie den Mord an Samuel Yeboah im gesellschaftlichen Kontext von damals bis heute betrachten, wird deutlich, wohin uns der Mob führen wird, der aktuell auf den Straßen, in sozialen Netzwerken und in den Parlamenten gegen Geflüchtete und andere als fremd empfundene Menschen hetzt.
Von damals…
Neben den Ressentiments gegenüber Geflüchteten speist sich die rechte Mobilisierung aktuell aus dem Mythos des sogenannten „Schuldkults“. Die Forderung nach einem Schlussstrich unter das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ist nach wie vor präsent. Es sei doch nun genug gesühnt, die Generation von heute trage keine Schuld an den Verbrechen ihrer Großeltern. Dabei wird die Frage der Schuld bewusst mit der Frage der Verantwortung verknüpft, um sich so gleich beider entledigen zu können. Doch auch wenn diejenigen, die nach der Zeit des Nationalsozialismus geboren wurden keine Schuld an den begangenen Verbrechen tragen, so stehen doch alle Menschen in der Verantwortung, dafür Sorge zu tragen, dass sich ein Verbrechen wie der Holocaust nicht wiederholen kann: Durch unser Handeln prägen wir aktuelle und zukünftige Entwicklungen. Hier besteht Nachholbedarf. Noch immer werden beispielsweise in Riegelsberg Zwangsarbeiter euphemistisch als „Ostarbeiter“ bezeichnet und neben ihren Mördern begraben. Ehrliches, würdiges Gedenken sieht anders aus.
Offener Brief an Saarlouiser Oberbürgermeister Henz
Mit einem Offenen Brief hat sich die Antifa Saar / Projekt AK gemeinsam mit weiteren Unterstützer_innen der Kampagne HASSHATKONSEQUENZEN an den Saarlouiser Oberbürgermeister Roland Henz gewandt. Darin wird er aufgefordert, anlässlich des 25. Todestages Samuel Yeboahs endlich ein würdiges Gedenken zu verwirklichen und die rassistische Tatmotivation anzuerkennen.
Sarah Jost, Pressesprecherin der Antifa Saar / Projekt AK, erklärt:
„Seit Jahrzehnten leugnet die Saarlouiser Lokalpolitik den rassistischen Hintergrund des Brandanschlags. Selbst die Bundesregierung erkennt die Ermordung Samuel Yeboahs als ‘rechts motivierte Gewalttat’ an. Die Opfer rechten Terrors nicht als solche zu benennen verharmlost die menschenverachtenden Taten in unerträglicher Weise!“
Hintergrund:
Am 19.09.1991 wurde der aus Ghana geflohene Samuel Yeboah in Saarlouis durch einen rassistischen Brandanschlag ermordet. Der Brandanschlag jährt sich zum 25. Mal. Anlässlich dieses traurigen Jubiläums erinnern die Initiatoren der Kampagne HASSHATKONSEQUENZEN an die Ermordung Yeboahs und machen auch auf andere Akte rechten Terrors im Saarland aufmerksam. Es fanden bereits u.a. drei Kundgebungen in Völklingen, Dillingen und Sulzbach statt.
Abschluss der Kampagne ist eine Demonstration am 24. September in Saarlouis in Erinnerung an Samuel Yeboah (14 Uhr, Hauptbahnhof).
Neben der Antifa Saar / Projekt AK unterstützen die Kampagne die Antifa Nordwest-Saar, CriThink! e.V., Die Falken Kreisverband Saarlouis, die Heinrich Böll Stiftung Saar, die Jusos Kreisverband Saarlouis, die Linksjugend [’solid] Saarland, das Multikulturelle Zentrum Trier, die Peter Imandt Gesellschaft / Rosa-Luxemburg-Stiftung Saar, …resist! sowie die Solidarische Rose Zweibrücken.
50 Teilnehmer_innen auf antifaschistischer Kundgebung in Sulzbach
Am Mittwoch folgten 50 Teilnehmer_innen dem Aufruf von Antifa Saar / Projekt AK und weiterer Gruppen zu einer Kundgebung in Sulzbach. Die Versammlung auf dem Ravanusa-Platz stand unter dem Motto „Gegen die Verharmlosung rechten Terrors“. Die Teilnehmer_innen erinnerten an den vor 14 Jahren auf dem Sulzbacher Salzbrunnenfest durch Neonazis ermordeten Ahmed Şarlak.
In mehreren Redebeiträgen wurde kritisiert, dass bis heute das rassistische Motiv des Mordes geleugnet wird und in Sulzbach keinerlei Gedenken an Ahmed Şarlak und die menschenverachtende Tat statt findet. Weiterlesen
Aufruf: Kundgebung in Sulzbach am 10.08.2016
In Erinnerung an einen rassistischen Mord vor 14 Jahren
Kundgebung “Gegen die Verharmlosung rechten Terrors“
Mittwoch, 10. August 2016, 18:30 Uhr
Ravanusaplatz, Sulzbach
In der Nacht vom 9. auf den 10. August 2002 wurde Ahmed Şarlak in Sulzbach ermordet. Dem Mord ging ein Streit mit den stadtbekannten Nazis Carlos Neu und Paul Fischer voraus, in dessen Verlauf Carlos Neu ein Messer zog und fünfmal auf Ahmed einstach. Der Verletzte schleppte sich noch zu einer Polizeistreife, welche Erste Hilfe leistete und den Notarzt verständigte. Neun Stunden später erlag der 19-jährige Ahmed im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.
Die beiden Täter waren bereits zuvor durch rassistische Übergriffe in Erscheinung getreten. Als Reaktion auf den Mord fanden zwei Demonstrationen statt, an denen insgesamt über 3000 Menschen teilnahmen. In Folge der Ermittlungen und eines Prozesses wurde Carlos Neu später zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Bezeichnend in diesem Zusammenhang ist, dass die Staatsanwaltschaft von Anfang an versuchte die Tat zu entpolitisieren und den rassistisch motivierten Mord zu einer unpolitischen Kirmesschlägerei unter Jugendlichen umzudeuten.
Bericht: Kundgebung in Dillingen am 16.07.2016
Am heutigen Samstag, dem 16.07.2016 fand in Dillingen eine antifaschistische Kundgebung unter dem Motto „Pogrome verhindern, bevor sie entstehen!“ statt.
Dillingen ist die Partnerstadt von Hoyerswerda in Sachsen. Die 50 Kundgebungsteilnehmer_innen erinnerten an das Pogrom vom September 1991, mit dem diese Stadt in Ostsachsen traurige Berühmtheit erlangte. So genannte „Gastarbeiter_innen“ und Migrant_innen wurden dort von einem nationalistischen deutschen Mob über mehrere Tage hinweg angegriffen und unter dem Beifall und der Mithilfe „besorgter Bürger“ terrorisiert. Im gleichen Zeitraum wurde in Saarlouis der Flüchtling Samuel Yeboah durch einen rassistischen Brandanschlag ermordet. Weiterlesen
Aufruf: Kundgebung in Dillingen am 16.07.2016
Pogrome verhindern, bevor sie entstehen! Organisiert den antifaschistischen Selbstschutz!
Samstag, 16. Juli 2016, 14 Uhr
Hoyerswerda-Platz, Dillingen
In der Woche vom 17. bis um 22. September 1991 tobte in der ostsächsischen Stadt Hoyerswerda, der Partnerstadt Dillingens, der deutsche Mob: Bis zu 500 Menschen belagerten fünf Tage lang ein Wohnheim von Vertragsarbeiter_innen und eine Flüchtlingsunterkunft, skandierten rassistische Parolen und versetzten die Bewohner_innen in Todesangst. Unter dem Applaus und mit der Unterstützung zahlreicher Anwohner_innen warfen schließlich dutzende Neonazis Steine und Molotow-Cocktails auf die Unterkünfte. Die Polizei war — wie so oft — nicht in der Lage oder nicht Willens, die Täter_innen zu stoppen. Schließlich wurden die Betroffenen, die unter anderem aus Vietnam, Rumänien, Ghana, Iran und Bangladesch stammten, mit Bussen aus Hoyerswerda abtransportiert. Damit hatte sich der braune Mob am Ende des fünften Tages durchgesetzt und konnte Hoyerswerda zur „ersten ausländerfreien Stadt“ Deutschlands erklären. Weiterlesen
Bericht: Antifaschistische Kundgebung in Völklingen
70 Teilnehmer_innen bei antifaschistischer Kundgebung vor dem Weltkulturerbe in Völklingen
Am Sonntag folgten anlässlich des letzten Tages der Ausstellung „Die Röchlings und die Völklinger Hütte“ 70 Personen dem Aufruf der Antifa Saar / Projekt AK und Kooperationspartner_innen der Kampagne „HASS HAT KONSEQUENZEN“ zu einer anti-faschistischen Kundgebung vor der Völklinger Hütte. Die Teilnehmer_innen forderten ein Ende der posthumen Verehrung des verurteilten Kriegsverbrechers und überzeugten Nationalsozialisten Hermann Röchling und seines Clans.
Ein Redner der Antifa Saar / Projekt AK forderte, im Saarland müsse endlich ein gesellschaftlicher Sinneswandel einsetzen, Schluss gemacht werden mit der Reinwaschung von NS-Tätern wie den Röchlings und stattdessen ein würdiges Gedenken an die Opfer nationalsozialistischer Vernichtungspolitik und rechten Terrors stattfinden. Gerade vor dem Hintergrund des Wiedererstarkens menschenfeindlicher Ideologien in der Gesellschaft, müsse daran erinnert werden, was diese in letzter Konsequenz bedeuten.
Hubert Kesternich, Autor eines Buches über die Völklinger Hütte und die Röchlings, sowie Günther Danniger sprachen für die „Bürgerinitiative gegen das Vergessen und die Gleichgültigkeit“ und für das „Völklinger Aktionsbündnis Stolpersteine / Frieden“. Kesternich wies darauf hin, dass die Röchlings nicht nur Nationalsozialisten und Vertraute Hitlers waren, sondern auch Ausbeuter, Lohndrücker und Unterdrücker der in ihren Werken tätigen Arbeiter_innen. Weiterer Redner war Erich Später, Historiker und Geschäftsführer der Heinrich Böll Stiftung Saar, der auf die Mitgliedschaft Meinrad Maria Grewenigs, Generaldirektor der Völklinger Hütte, in der „klerikal-faschistischen Vereinigung Ritter des Heiligen Grabes zu Jerusalem“ hinwies. Grewenig war in der Diskussion um die Umbenennung der „Hermann Röchling Höhe“ vehement für eine Beibehaltung des Namens zur Ehrung des nationalsozialistischen Kriegsverbrechers Hermann Röchling eingetreten.
Aufruf: Kundgebung | Sonntag, 19. Juni 2016 | 14 Uhr | Völklinger Hütte
Völklingen: Verdrängen, Leugnen, Reinwaschen
Weltkulturerbe Völklinger Hütte: Ort der Ausbeutung und NS-Kriegswirtschaft
Die Völklinger Hütte, die nach ihrer Stilllegung 1986 viele Jahre vor sich hin rostete, hat sich in den vergangenen Jahren als Zentrum saarländischer „Industriekultur“ zu einer der wichtigsten touristischen Sehenswürdigkeiten des Saarlandes entwickelt. Mehrere hunderttausend Besucher_innen locken die verschiedenen Ausstellungen, Musik-Festivals und das Ferrodrom jährlich in die alten Anlagen der Völklinger Stahlproduktion, die eine imposante Kulisse für Pop-Art, Ethno-Kitsch und moderne Musik bieten. Auch zur Funktionsweise der alten Anlage können die Besucher_innen so manches lernen, speziell für Kinder wird die zugrunde liegende Technik, Chemie und Physik im Ferrodrom erlebbar gemacht. Die Völklinger Hütte, 1994 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, gilt im Saarland als Paradebeispiel für den erfolgreichen Strukturwandel, weg von der Schwerindustrie hin zu einem modernen Dienstleistungs- und Tourismusstandort. Doch der schöne Schein hat so manchen Makel. Weiterlesen